Freitag, 23. Januar 2009

Peru

Nun bin ich schon seit fast einem Monat in Peru und hab im prinzip immer noch nichts geschrieben. Offensichtlich aendert sich das hiermit, auch wenn ich vermutlich nicht so viel zu schreiben habe.

Nachdem ich am 27sten an der Kueste Perus angekommen bin habe ich mich aufgrund der voellig ueberzogenen Preise am naechsten Tag gleichmal in den Bus richtung Huaraz (in den Bergen) gesetzt, ueber die verplante fahrt hatte ich ja geschrieben.
Silvester in den Bergen war dann relativ unspannend, denn ausser einer Tourgruppe von 17 leuten waren kaum andere Touristen unterwegs und die Leute der Tourgruppe mussten am naechsten Tag schon um 5:30 Uhr weiter.
Die naechsten Tage habe ich darauf gewartet das sich andere Menschen finden die mit mir gerne einen langen Trek machen wollen, aber das warten war leider vergeblich. Nach ein paar Tagen wurde ich dann auch leicht krank und so habe ich die "Trekking-Hauptstadt" Suedamerikas wieder verlassen ohne dort irgendwas spannendes zu machen.

Danach gings nach Lima, der Hauptstadt Perus. Dort wollte ich eigentlich nur zwei Tage verbringen den grosse Staedte sind meist nicht so spannend, da ich allerdings am Samstag vergessen hatte meine Waesche in der Reinigung abzuholen und diese logischerweise Sonntags geschlossen hatte blieb ich noch einen Tag laenger.

Naechstes Ziel war Huacachina, ein winziger Ort mit etwa 200 Einwohnern, an einer Oase in der Wueste gelegen und auch auf der rueckseite des 50-Sol Scheines zu bewundern. Dort traf ich dann direkt nach meiner ankunft auf zwei Leute die ich unabhaengig voneinander schon in Ecuador getroffen hatte und die mir beide erzaehlten wie toll das Sandboarden hier ist. Das musste ich dann am naechsten Tag natuerlich gleich ausprobieren. In einem Gefaehrt das im grunde genommen nur aus Motor, Reifen, Sitzen und Ueberrollbuegel bestand gings dann durch die Wueste auf die Duenen. Im Lonely Planet (Reisefuehrer) hatte ich zuvor noch gelesen das Sandboarden weniger schmerzhaft und weniger gefaherlich als Snowboarden sei. Von wegen. So einen schwachsinn kann nur wer schreiben der bereits nach zwei Metern umfaellt.
Am ersten abhang wurde mir ziemlich schnell klar das mit diesem komischen Holzbrett kurven quasi unmoeglich sind und das quer an der Duene entlangfahren ziemlich langweilig ist. Auf halber strecke beschloss ich also Schuss geradeaus zu fahren und das ging auch gut bis ich unten an der Duene angekommen war. Am ende der Duene war ich allerdings immer noch ziemlich schnell und der Sand ploetzlich ziemlich uneben. Einen ueberschlag und die folgende unsanfte Landung auf der Huefte spaeter war mir klar das ich die naechste Duene nicht wieder so herunterfahren werde. Etwas spaeter habe ich mich dann damit begnuegt flach auf das Brett zu liegen und so die Duene hinunterzufahren. Dies war schneller, ungefaehrlicher und aufgrund der geringen entfernung des Kopfs zum Sand nicht weniger spassig. Ein paar Bilder davon werde ich bei gelegenheit noch hochladen, danach siehts aber schlecht aus mit Bildern, denn meine Kamera hat in der Wueste leider eine Sandvergiftung bekommen.

Kurz darauf ging es mit einer Gruppe von leuten auch schon wieder weiter nach Nasca, Heimat der Weltberuehmten Nasca-Linien (behauptet jetzt blos nicht ihr kennt die nicht ;)). Dort haben wir uns dann den obligatorischen Ueberflug der Linien geleistet und waren hinterher auch mehr oder weniger begeistert.

Naechste Station war Arequipa, die zweitgroesste Stadt Perus die auf 2000 Metern hoehe liegt und in deren unmittelbarer umgebung zwei Vulkane von 6000 und 5800 Metern hoehe sind, welche, sofern sie denn mal nicht von Wolken umhuellt sind, der Stadt ein wahnsinnig tolles Panorama geben. Von hier aus habe ich dann eine Tour in die Colca-Schlucht gebucht. Die Schlucht ist stellenweise ueber 3000 Meter tief und damit die zweittiefste Schlucht der Welt. Hauptgrund um dorthinzugehen sind jedoch die grossen Kondore die in der Schlucht beheimatet sind. Einziges Hinderniss auf dem Weg dorthin ist ein Pass ueber 4900 Meter der mir ziemlich haeftige Symptome der Hoehenkrankheit bescherte. Die anschliessende uebernachtung auf 3600 Metern machte die Sache nicht unbedingt besser und so war ich etwa 14 Stunden mit starkem Kopfweh im Bett und schlafen konnte ich in der Zeit auch kaum.
Als trost konnte ich dann am naechsten Tag wenigstens Mama-Kondor mit Sohn aus ca. 10 Metern beobachten. Ansonsten gab es auf der Tour noch die widerlichsten Auswuechse von Tourismus zu begutachten, z.b. junge Maedchen die am zentralen Platz des Dorfes darauf warten das wieder ein Bus mit Touristen ankommt. Dann beginnen sie sogleich mit ihrem "traditionellen" Tanz und wollen Geld von den Zuschauern. Das dies waehrend der Woche geschieht und zu Uhrzeiten um die normalerweise Schule sein sollte versteht sich von selbst.

So, ist ja doch wieder ein bisschen was geworden, verabschieden moechte ich mich diesmal mit der ankuendigung was vermutlich als naechstes kommt, wann auch immer, naemlich Cuzco, das heilige Tal und Machu Picchu

Sonntag, 4. Januar 2009

Bogotá --> Quito

Nachdem in Cartagena nicht mehr viel spannendes passiert ist und ich keine Lust habe naeher auf die 26-Stunden Busfahrt von Cartagena nach Bogotá, waehrend der ich wegen der starken Klimaanlage beinahe erfroren waere, einzugehen, dachte ich mir ich schreibe jetzt mal wie der Weg von Columbien nach Ecuador war, denn mittlerweile bin ich ja schon in Peru und irgendwann sollte ich hier mit der Aufarbeitung mal ansetzen.

Meine Ausfluege in und um Bogotá sollen diesmal kein Thema sein, denn die waren allesamt weniger spannend als die Abende im Platypus Hostel, meiner Unterkunft. Diverse Karten- und Wuerfelspiele sowie der uebermaessige Konsum legaler Drogen standen wurden meist schon am fruehen Nachmittag begonnen, der Grund warum das alles so toll war waren aber die anwesenden Personen. Herausheben muss ich hier David, den Schotten der es in fuenf Tagen geschafft hat auf der offizielen Bierstrichliste im Hostel den Allzeitrekord (laut Eigentuemer) von 72 Bier aufzustellen. Dazu kommen noch unzaehlige Biere die aufgrund von fehlendem Nachschub ausserhalb gekauft werden mussten, sowie eine Flasche Rum, zwei Flaschen Aguadiente (Columbianischer Anislikoer) sowie diverse Cocktails in einer Bar.

Ausserdem hat er es zusammen mit James (Englaender) geschafft mich mit einer politischen Diskussion, es ging um die schottische Nationalpartei UMP sowie eventuelle unabhaengigkeit von Grossbritanien, so zu ermueden das ich ins Bett gegangen bin.

Am Ende meiner sechs Tage in Bogotá hatte sich dann eine Gruppe von fuenf Personen gefunden die zusammen von Bogotá nach Quito reisen wollten. Das waren Claude aus Kanada, Thiboult aus Frankreich, James aus England, Gyneth aus Malaysia und logischerweisse ich. Gluecklicherweisse hat Gyn, gleich die Planung des ganzen unternommen und wir mussten nur noch hinterherlaufen. Wir liessen also das wundervolle Platypus Hostel, in dem es in der ganzen Woche in der ich da war keine beschwerden ueber Laerm, keine Zerstoerungen und auch sonst keine Zwischenfaelle gab (und das erwaehne ich aus gutem Grund), hinter uns um einen 15 Stunden Nachtbus nach Popayan zu besteigen, den gerucheteweisse war Popayan optimaler Zwischenstopp auf dem Weg nach Quito.

Fruehmorgens kamen wir an und machten uns auf den Weg zum bereits gebuchten (Dank an Gyn) Hostel um dort endlich mal wieder warm zu duschen, was in Bogotá aufgrund der Hoehe (ueber 2600 Meter) und der daraus resultierenden Kaelte schmerzlich vermisst wurde. Hier gab es auch schon die ersten Komplikationen. Fuenf Personen, eine Dusche. Doch da, Claude hat eine weitere Dusche entdeckt und diese auch sofort betreten. Beim verlassen dieser wurde sie dann von einem nicht ganz so freundlichen Menschen darauf hingewiesen dass dieses Bad zu seinem Privatzimmer gehoert. Da hatte er wohl fahrlaessigerweisse die Tuere des Zimmers aufgelassen.

Nachdem alle frisch geduscht waren haben wir uns auf den Weg gemacht Popayan zu erkunden, doch allzuviel gabs hier auch nicht zu sehen, deshalb machten wir uns auf den Weg zu einem Huegel am Rande der Stadt. Kurz bevor wir diesen erreichten bemerkte jemand das es ja schon wieder nach 12 Uhr war, es also nichts gab was gegen ein Bier sprach. Oben auf dem Huegel angekommen tranken wir auf David, den Schotten, der, wie wir spaeter herausfinden sollten, etwa um diese Zeit auch sein erstes Bier trank und der spaeter seinen Rueckflug nach Schottland verpassen sollte.

Nach kurzem stopp zum Mittagessen machten wir uns wieder auf den Rueckweg ins Hostel wo wir unseren ueblichen taetichkeiten nachgingen, Kartenspielen und noch mehr Biertrinken. Das taten wir dann bis es zum Abendessen ging, in ein italienisches Restaurant (davon gibts auch hier ziemlich viele, die aber im normalfall relativ schlecht sind) in dem ich wider besseren wissens Canneloni mit drei verschiedenen Kaesesorten bestellt habe. Bis dahin hatte ich naemlich in Suedamerika weder gut schmeckenden noch schlecht schmeckenden sondern grundsaetzlich gaenzlich geschmackslosen Kaese bekommen. Meine risikobereitschaft (oder dummheit, je nach sichtweise) wurde jedoch belohnt und ich bin mir ziemlich sicher das dies das beste Essen meines ganzen Trips, inklusive allem was noch kommt, war.

Auf dem Rueckweg machten wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp um eine Flasche Rum und Cola zu kaufen bevor wir unser Kartenspiel fortsetzten. Als dann alle anderen Gaeste bis auf einen im Bett waren zeigte uns dieser Kanadier ein neues Trinkspiel. "Hockey." Dabei geht es im Prinzip darum dass der dessen Name gerufen wird eine sich drehende Muenze mit der Hand schlaegt und damit das Glas von irgendwem anderen Trifft. Bei einem Treffer muss derjenige dessen Glas getroffen wurde Trinken. An sich ist das Spiel nicht so schlimm, denn die Trefferquote ist relativ gering, allerdings ist das Potenzial Glaeser zu zerstoeren oder deren Inhalt zu verschuetten relativ hoch.

Als der Besitzer dann kam um uns abzukassieren, denn wir wollten am naechsten Morgen sehr frueh los, war der Boden zum Glueck gerade aufgewischt und auch sonst stand nichts kaputtes rum. Das wir fuer Internetnutzung auch zahlen haetten muessen ist weder ihm noch uns eingefallen und das wir das Geld fuer alle weitern Biere die wir diese Nacht noch trinken auf den Tisch legen und draussen rauchen haben wir ihm versichert. Ich bin dann ins Bett gegangen denn ich hatte mich bereit erklaert die anderen aufzuwecken und es waren nichtmal mehr vier Stunden zu schlafen. Es hat mich nicht sehr gewundert am naechsten Tag zu hoeren dass die verbleibenden natuerlich im Hostel geraucht hatten und erwischt wurden (Zitat eigentuemer: Ich wusste das ihr nicht rausgeht) genausowenig das vergessen wurde Geld fuer das restliche Bier auf den Tisch zu legen. Viel mehr war ich ueberrascht das alle am naechsten morgen um 5:40 vor dem Hostel standen, und bis auf Thiboult waren sogar alle frisch geduscht.

Zur Grenze waren es dann etwa sieben Stunden Bussfahrt. Wir kamen an der kolumbianischen Seite gerade rechtzeitig an um das Plexiglasdach ueber dem Wartebereich der Einwanderungsbehoerde noch fast vollstaendig intakt zu sehen. Die naechsten eineinhalb Stunden standen wir dann davor und sahen zu wie das Dach komplett zerschlagen und notduerftig zur Seite geraeumt wurde. Endlich am Schalter angekommen gingen die Formalitaeten relativ schnell.

Frohen Mutes machten wir uns dann auf den Weg zur ecuadorianischen Einwanderumgsbehoerde, bereits in dem Wissen das uns dort wohl eine laengere Wartezeit bevorsteht. Deshalb gingen wir auch erst zur Rueckseite des Gebaeudes, denn geruechteweise gab es dort die Moglichkeit mit 20 Dollar pro Person die Warteschlange auszulassen. Dummerweise stand dort niemand als wir unser Glueck versuchten, aber so lang konnte anstellen auch nicht dauern, die Schlange sah nicht so lang aus.

Sechs Stunden spaeter war es dann Draussen schon dunkel und wir waren endlich, endlich im Gebaeude drin, es war also nur noch eine Frage von Minuten bis wir alle unsere Stempel bekommen sollten, dachten wir. Dann war es ploetzlich auch Drinnen dunkel. Es wurde wie schon seit Stunden spekuliert wann wir wohl in Quito ankommen werden und bescheuerte Tipp den ich abgegeben hatte (Ankunft 6:37 Uhr am naechsten morgen) wurde immer realistischer. In der dunkelheit wurde dann auch das unglaublich trockene Brot das ich am morgen in Popayan gekauft hatte gegessen bevor irgendwer eine brilliante Idee hatte. Es bedurfte keiner grossen Diskussion bevor wir uns einig waren die Flasche Rum die Claude im Duty-Free gekauft hatte jetzt zu trinken. Die Stimmung stieg betraechtlich und erreichte ungeahnte hoehen als wir die letzten Zuege im wieder hell erleuchteten Einwanderungsbuero trinken konnten. Auch hier waren die Stempel reine Formalitaet und wir konnten schlieslich den Bus nach Quito betreten, nur 9 Stunden nachdem wir an der Grenze angekommen waren.

Tatsaechliche Ankunftszeit im bereits voraus gebuchten (erneut, Dank an Gyn) Blue House war dann etwas nach 2 Uhr Nachts. Genau die richtige Zeit um auszugehen, denn es war schliesslich Samstag Nacht. Essen stand auf dem Programm, aber um die Zeit war die einzig vegetarische Variante wiedermal Bier. Waehrend Gyn, Claude und Thiboult sich am Hotdogstand auslebten lies ich mir von James im Irish Pub die Cricketregeln erklaeren, den es kam gerade eine Liveuebertragung des Spiels Indien gegen England. Als das Pub dann schloss und James und ich die anderen nicht mehr finden konnten gings tatsaechlich irgendwann ins Bett und damit werde ich den Post fuer heute auch beenden.